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Warnung vor der "braunen Hydra"

"Unser Kreuz hat keinen Haken": Dieses Motto setzt das Pfreimder Bündnis gegen Rechts beim Gottesdienst zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus eindrucksvoll um.

Voller starker Gesten, eindrucksvoller Bilder und mahnender Worte war der Gedenkgottesdienst in der Pauluskirche. Ein einfaches großes Kreuz, das neben dem Altar aufgebaut war, und ein Globus im Zentrum der Kirche deuteten darauf hin, dass ein etwas anderer Gottesdienst zu erwarten war.

Das Pfreimder "Bündnis gegen Rechts", bestehend aus der katholischen Stadtpfarrei und der evangelischen Kirchengemeinde, der Stadt Pfreimd, DGB, Verdi, allen im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen, dem Arbeitskreis Asyl, der Landgraf-Ulrich-Schule mit ihrem Elternbeirat und der Jugendfeuerwehr, stellte heuer das Kreuz als urchristliches Symbol in den Mittelpunkt des Gottesdienstes. Unter den zahlreichen Gottesdienstbesuchern befanden sich unter anderem der stellvertretende Landrat Arnold Kimmerl, die Bürgermeister Richard Tischler und Armin Schärtl sowie viele Stadträte.

Zu Beginn brachte Alina Kraus in Begleitung ihres Bruders Adrian das Lied "Mein Lied" beeindruckend zu Gehör. "Macht euch nicht so furchtbar klein" und "Ich hör' auch nicht mehr auf, bis die Menschlichkeit siegt", das war gewissermaßen der Spannungsbogen, unter welchem der Gottesdienst stand. Pfarrer Werner Herrmann warnte in seiner Einführung mit eindrücklichen Worten von der Rückkehr "der braunen Hydra", die auf vielfältige Art und Weise aufs Neue ihre menschenverachtende Botschaft weiterverbreite. In einer Meditation zum zentralen christlichen Glaubenszeichen versuchten Mitglieder des Bündnisses die Aspekte des Kreuzes auszudeuten und in den Kontext des Gedenktages zu stellen.

So stelle es mit seinen Balken eine Verbindung zwischen Himmel, Erde und den Mitmenschen her und stehe so für Nächstenliebe und Vergebung. Doch auch die negativen Geschehnisse, die im Zeichen des Kreuzes geschehen sind, wie Kreuzzüge und Inquisition, wurden nicht ausgeblendet. Wichtig sei es aber, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lerne. Daher stehe das Kreuz auch für Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit. Als Hakenkreuz sei ein zuerst positives Symbol von den Nationalsozialisten umgedeutet worden. Es habe sich so mit seinem Antisemitismus, den Gräueltaten in den Konzentrationslagern und dem Massenmord an über sechs Millionen Juden in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Als Christ könne man froh sein, dass das christliche Kreuz keine Haken habe und für Toleranz, Frieden, Freiheit und die Liebe Gottes stehe.

Pfarrer Werner Herrmann sah in seiner Predigt in der jüngsten Zeit eine Rückkehr von rechtem Gedankengut in Deutschland, was ihm Sorge bereite. Den Schlusspunkt setzte zu den Klängen von "We are the World" ein meditativer Tanz, den Frauen unter der Leitung von Monika Strehl einstudiert hatten. Dazu erhielten alle Gottesdienstbesucher Kerzen, die sie vor dem großen Kreuz abstellten konnten. Pfarrer Georg Parampilthadathil dankte dem Team des "Bündnis gegen Rechts" mit Motor Kurt F. Stangl für die anspruchsvolle Gestaltung.

 

Quelle: www.onetz.de (hir)